Back to All Events

Roadtrip Teil 4 - Von Cachi zu den Salinas Grandes

Die letzte Station auf unserem Roadtrip vor unserer Rückkehr nach Salta sind die Salinas Grandes in der Region Jujuy – die nächste größere “Siedlung” ist Purmamarca, rund 70km entfernt und dort planten wir unsere letzten zwei Nächte „on the road“. Aber hier kam einiges anders und die ersten größeren Herausforderungen unserer langen Reise erwarteten uns. Aber mal alles von Anfang an.

 

Wir wussten, dass die Fahrt eine längere sein würde und hatten so etwa 7h Fahrzeit geplant. In Purmamarca wollten wir gegen 20:00 sein, denn da hatten wir in unserem Quartier das Abendessen geplant – beim Quartier stand ja dezidiert Purmamarca und „eine Gemeinde mit wenigen Einwohnern und es gibt keine Restaurants“. Das machte zu diesem Zeitpunkt für mich auch alles noch Sinn und jedem, der schon mal in Purmamarca war, gönne ich den Lacher. So viel vorne weg: Purmamarca ist die argentinische Version von Hallstatt und alles andere als verlassen, sondern eines der Touristenzentren. Alles kann man ja auch nicht wissen. :)

Die großen „Fotostopps“ um Cachi hatten wir schon erledigt und alles auf der Strecke Salta-Purmamarca können wir ja auch bei der Rückfahrt machen, da Salta ja unser Endziel ist. Drei Stunden Puffer bzw. Zeit für Pausen und ein Mittagessen – das kann der Controller in mir abnicken.

Also, los geht’s, von Cachi nach Salta sind es 160km und geplant etwas mehr als 3h - die Straßenverhältnisse sind mit Mitteleuropa ja nicht zu vergleichen. Zu Beginn fährt man die Recta del Tin Tin, eine endlos lange Gerade durch den Parque Nacional Los Cardones. Da muss ja jetzt die Info kommen, wie lange diese Gerade ist, aber das ist nicht so einfach wie es sich anhört. Internetquellen schreiben zwischen 16km und 20km, die offizielle Tourismusseite sagt 18km. das hat mich aber schon stutzig gemacht, wie sich die Länge einer Geraden so unterscheiden kann. Also selbst über den km-Stand des Mietwagens überprüft und meine Verwirrung steigert sich: Mit Augenzudrücken vielleicht 12km. Knicke oder Kurven unterbrechen in Argentinien offenbar eine Gerade nicht - aber das soll der Faszination keinen Abbruch tun, beeindruckend ist diese Gerade auch mit “nur” 12km. Auch die Landschaft rundherum, der Parque Nacional Los Cardones. Kakteen über Kakteen und famose Bergketten.

Am Pass Piedra del Molino (3.457m) hatten wir gutes Wetter, ein schneller Fotostopp und dann über das einzige Teilstück, das nicht asphaltiert war, wieder runter. Nachdem wenig los war, war auch egal, dass der Großteil der Strecke hier nur einspurig war.
Generell war der Unterschied zwischen den beiden Seiten dieses Gebirges aber sehr faszinierend: Die Seite von Cachi, von der wir kamen, ist sehr trocken, Kakteen, Staub, karges Land, kaum Bewohner. Auf der anderen Seite Richtung Salta dann saftiges Grün, Landwirtschaft, Tourismus – selten wurde mir innerhalb weniger Kilometer der Einfluss des Klimas so bewusst. Dazu passt auch, dass diese Bergkette meist wolkenverhangen war: Offenbar bleiben viele Wolken bei dieser Höhe hängen und regnen ab. Schulwissen, aber schon beeindruckend das so klar zu sehen.

Beim Mittagessen in San Salvador de Jujuy haben wir, als wir die Adresse unserer Posada in Purmamarca auf Google Maps gecheckt haben, entdeckt, dass die Posada nicht in Purmamarca, sondern direkt bei den Salinas Grandes ist. Das war dann schon ein gewisses “Aha!”. Wie gesagt, 70km Distanz, eine Stunde Fahrzeit, aber über den Pass Abra de Potrerillos mit 4.170m – unsere Posada ist dann auf 3.500m Seehöhe, was gar nicht so ohne ist. Nachdem wir aber gut in der Zeit lagen, war das kein großes Problem.

Die Überquerung verlief ohne Probleme, diese Straße ist recht gut ausgebaut und wir konnten mit der Abendsonne auch die unvermeidlichen Fotostopps erledigen.

Und dann kam die Suche nach der Unterkunft. Auch da dachte ich mir, dass das ja kein Problem sein kann, wir hatten die genaue Adresse, Google kannte diese Adresse und es gab eine Straße – also wo soll da das Problem sein?
Die Straße war das Problem und kein kleines, denn die Schotterpiste zu Beginn schreckte uns nicht, das waren wir ja schon gewohnt. Aber dann wurde es schmäler, durch Verwehungen zunehmend sandig und mühsam. An zwei Stellen wussten wir einfach nicht mehr weiter, denn das war lt. Google die einzige Straße zur Unterkunft. Es wurde langsam dunkel und es gab keinen Handyempfang. Mit dem Mut der Verzweiflung und mit genügend Schwung einfach durch. Wir haben es gerade so geschafft mit durchdrehenden Rädern aus dem Sand zu kommen und haben schließlich auch unsere Posada gefunden. Die Fotos haben wir dann einen Tag später geschossen, in dem Moment hatten wir wirklich ganz andere Sorgen.

Der Abend entschädigte uns aber komplett, denn der “Ort” (Pozo Colorado - eher eine Siedlung), in dem wir übernachteten, war ein Erlebnis für sich. Vielleicht 20 Häuser (viele Bewohner sind Guides in den Salinas), eine Kirche, eine kleine Schule. Kein Geschäft, kein Restaurant - jetzt verstand ich den Hinweis auf AirBnB. Durch die Siedlung liefen Lamas und es war für uns surreal, so etwas hatten wir noch nicht erlebt. Dazu ging ein Gewitter, das wir am Weg „überholt“ hatten, über Purmamarca auf der anderen Seite des Berges nieder und die Eindrücke von unserer Seite waren unbeschreiblich - aber seht selbst.

Weniger großartig war, dass dies natürlich zu mehreren Stromausfällen führte, denn der Strom für diese Siedlung kommt auch von der anderen Seite des Berges. Und ohne Strom kein Internet, kein Handy laden und auch kein Licht außer einem kleinen Notlicht fürs Bad. Wir hatten aber zumindest eine lange Nacht um gut auszuschlafen und ohnehin genügend Eindrücke zu verarbeiten.

Previous
Previous
25 November

Roadtrip Teil 3 - Von Cafayate nach Cachi

Next
Next
28 November

Road Trip Teil 5 - Salinas Grandes und die bunten Berge