Nachdem wir uns bei Ica ein paar Tage Entspannung in einem Weingut gegönnt haben, blieben uns noch zwei Tage für Lima bevor wir Peru in Richtung Kolumbien verlassen haben. Ich habe ja im letzten Blogartikel schon erwähnt, dass Lima den Beinamen “La Fea” (=die Hässliche) hat und das finde ich nicht ganz fair, denn die historische Altstadt ist sogar ein UNESCO Weltkulturerbe und die Bezirke Miraflores, San Isidro oder Barranco sind sicher sehenswert, aber in Summe ist das ein verrückter Moloch. Und bei der Autofahrt in die Stadt haben wir schon ein paar Viertel durchquert, wo ich nicht unbedingt mit Einheimischen auf eine Sauftour gehen muss.
Lima ist die Hauptstadt Perus und hat je nach Sichtweise zwischen 8 und 12 Millionen Einwohner. Die Ausdehnung dieser Stadt ist unglaublich: 60km in Nord-Süd-Richtung bei 30km Ost-West-Ausdehnung. Inzwischen ist das Stadtgebiet mit der Hafenstadt Callao zusammengewachsen und durch dieses “organische” Wachstum wirkt hier fast alles irgendwie konfus, unorganisiert. Der Verkehr ist der helle Wahnsinn, Stau wohin man schaut, wildes Gehupe - wenn ich es nicht so nervig gefunden hätte, wäre es wirklich lustig gewesen. Mitten im Stau fängt einer zu hupen an und plötzlich hupt alles und jeder - auch wenn man vor einer roten Ampel steht. Wobei das Hupen aber auch oft genug zu Recht ist, denn man bleibt hier auch überall einfach stehen und verstellt Fahrspuren - sei es um jemanden einsteigen zu lassen oder auch einfach nur zu warten oder zu parken - Anarchie, die zu einem gewissen Grad dieses Chaos mit auslöst. Ich bin ja nicht der leise Introvertierte, aber hier war es selbst mir oft zu laut.
Dazu ist die Luftqualität sehr schlecht, wobei da auch die Lage beiträgt, denn durch den Humboldt-Strom ist die Stadt/Region extrem nebelanfällig. Wir waren hier Anfang Februar, das ist eigentlich ein guter Reisemonat für Lima, aber so sah es da aus…
Blick aufs Meer vom Parque del Amor aus - romantisch, oder?



Hier sieht man auch, dass Lima zwar am Meer, aber eigentlich über dem Meer in etwa 100m Höhe auf Klippen thront. Ich war da baff, weil ich so eine brasilianische Strandlinie zum Flanieren erwartet habe, aber oben ist Lima und zwischen den Klippen und dem Strand geht hauptsächlich eine weitgehend 6-spurige Stadtautobahn. Aber das ist in diesem Fall nicht so schlimm, denn hier ist der Pazifik, sprich ein eher stürmisches Wasser und kaum mal wärmer als 20 Grad. Dazu eine miserable Wasserqualität, die meisten Strände sind fürs Baden gesperrt. Kurz und gut: Es ist halt nicht die Copacabana.
Aber ich will Lima hier nicht schlecht reden, die historische Altstadt ist tatsächlich sehr schön. Geprägt natürlich von den Spaniern, durch Kriege und Erdbeben dann aber auch später mit Einflüssen des Art Décor und Art Nouvau bereichert - ist schon spannend zu sehen, wirkt wie eine eher moderne spanische Kleinstadt.








Wir waren wieder mit einer walking Tour mit einem Einheimischen unterwegs, das ist inzwischen schon unser fixes Programm in einer neuen Stadt und hier kam noch eine Besonderheit dazu: Es war ein Sonntag in der Karnevalszeit - mit einem Umzug und einem Riesenfest in der Altstadt. Südamerikanischer Karneval, da denkt man (zu Recht) an Rio - das hier ist ein wenig kleiner, die Peruaner(innen) schauen anders aus als die Brasilianer(innen), das Klima ist etwas anders - aber eines war in Lima extrem wichtig: Laut und bunt muss es sei. War schon schön dieses Spektakel anzuschauen.
Den zweiten Tag haben wir nochmal für eine geführte Tour genutzt: Für eine Food Tour auf den Einheimischen-Märkten. Peru ist ja für seine Küche berühmt und wir haben tatsächlich sehr gut gegessen (neben dem einen oder anderen kleinen Ausrutscher). Nationalgericht ist ja Ceviche, also roher Fisch mit Zwiebel, Koriander, “gegart” durch Limettensaft - wir lieben Ceviche und fragen uns immer, wann wir zum ersten Mal nicht den besten Stand erwischen und es bereuen - wir reden von nicht immer so tollen hygienischen Zuständen und rohem Fisch. Aber nichts, wir haben bei dieser Tour einen mobilen Stand besucht, wo die Ceviche frisch zubereitet wurde und es war einfach ein herrlicher Geschmack - ohne böse Folgen.
Dazu sind die Früchte hier sagenhaft, ein unglaubliches Angebot, wir haben in Puno schon einiges probiert und hier nochmal nachgelegt - sagenhaft, ich habe vorher wirklich noch nie eine Mango gegessen, die so voll von Süße und Aromen war. Herrlich. Und auch Gemüse, ganz speziell ein riesiger Mais, der hier sehr oft serviert wird mit einem recht geschmacklosen Ziegenkäse und Soßen. Billiges Streetfood, aber sehr gschmackig. Und natürlich waren Innereien wieder dabei: Rinderherzen vom Grill, eine Maissuppe mit Lunge, Magen usw. - kennen wir ja schon. Diesmal waren wir aber etwas vorsichtiger und man kann sich dran gewöhnen… ;)





Wir haben den Abend in einem Park mit ein paar Bierdosen mit unserem Guide und einem netten brasilianischen Pärchen, die auch bei der Tour dabei waren, ausklingen lassen. Mit einem Gemisch aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch - das sind die feinen Momente beim Reisen, wo einfach alles passt. Und damit waren wir bereit, Peru hinter uns zu lassen und Kolumbien unsicher zu machen.