Eigentlich wäre nach Cusco die typische Touristenroute mit dem Bus weiter in den Süden nach Arequipa gegangen und von dort über Ica in den Norden nach Lima. Aber uns war kalt. Jänner ist wirklich nicht die beste Reisezeit für Peru. Machu Picchu war ok, fast durchgehend dicht bewölkt, aber kaum Regen. Cusco war ähnlich, zwar mehr Regen, aber auch immer wieder Sonnenphasen. Aber schon recht kalt und die Wohnung haben - wenn überhaupt - nur irgendwelchen kleinen mobilen Heizungen. Und dann wäre eben Arequipa gekommen mit dem Colca Canyon, dem zweittiefsten Canyon der Welt. Und einer angedachten Wanderung in den Canyon mit Übernachtung im Canyon. Aber die Wetterprognose hat durchgehend eine Regenwahrscheinlichkeit von mindestens 70% ausgegeben (und die Prognosen sind da erstaunlich treffsicher). Drum hamma gesagt: Ok, müss ma halt nochmal nach Peru reisen, aber jetzt ab an die Küste in die Sonne.
Lima liegt direkt am Pazifik und für Lima ist der Jänner ein guter Reisemonat, da die Stadt (Beiname “la feia” - “die Hässliche”) da weniger “dunstig” und klarer ist als im restlichen Jahr. Und die Temperaturen liegen bei angenehmen 30°C, geringe Regenwahrscheinlichkeit. Also einen billigen Flug gebucht und von Lima mit einem Mietwagen gleich ab in den Süden, die Pazifikküste auf der Panamericana entlang.
Das mit dem Mietwagen ist so eine Sache: Der Verkehr in Peru ist verrückt, sowas habe ich noch nicht erlebt. Man hat das Gefühl, dass einfach gar keine, also absolut überhaupt keine Regeln gelten. Staut es sich auf der Straße, dann fährt man einfach rechts auf dem Bankett vorbei. Staut es sich dann dort auch, dann fährt man einfach nochmal weiter rechts über die Wiese oder Felder. Ist die Ampel rot, dann fährt man einfach rechts an der Ampel vorbei - dort ist ja praktisch keine Ampel. Und auch hier ist die Verwendung des Blinkers absolut verrückt. Warnblinkanlage = alles kann passieren, sei vorsichtig. Links blinken = du kannst überholen. Oder ich biege links ab. Oder gar nix, weil ich kilometerlang mit dem Blinker eingeschaltet unterwegs bin. Ehrlich, das ist so. Auf der Freilandstraße zeigen sie mit links blinken an, dass man überholen kann. In der Stadt, dass sie jetzt links abbiegen. Oder auch nicht. Ahhhhhh. Also alles schon sehr verrückt.
Aber so waren wir flexibler und Road-Trips sind für uns bisher Highlights gewesen. Also auch hier ins Mietauto und der Küste entlang in den Süden nach Pisco (genau, die Stadt mit dem bekannten Weinbrand) und weiter nach Ica. Ica ist eine Kleinstadt und wenig aufregend, allerdings gibt es hinter Ica die höchsten Sanddünen Südamerikas und eine Oase namens Huacachina. Wir sind hier nicht so weit unter dem Äquator, gleichzeitig ist die Region von den Anden begrenzt, was häufig zu Grundwasser führt. Kurz und gut, da sind viele Regionen extrem trocken, was den Niederschlag angeht, aber es gibt immer wieder Grundwasser, das von den Bergen der Anden gespeist wird. Und dann entsteht so etwas wie in Huacachina, dass plötzlich ein Fleck in der Wüste Wasser hat und grün heraussticht.




Unser Abendspaziergang in Ica (das eine kleine Kathedrale hat und - wer würde das glauben - eine Plaza des Armas) hat uns zu einem netten kleinen Platz nahe unseres Quartiers geführt und am Abend kommt hier ziemliches Leben in die wenig aufregende Stadt. Familien mit ihren Kindern, verliebte Pärchen - eine schöne Stimmung. Und herrliche beleuchtete Elektro-Autos zum Ausborgen für große und kleine Kinder - aber seht selbst…
Abgesehen von diesem “Spielplatz” in Ica gibt’s hier also noch die Sanddünen und die Oase - mehr Spielplatz für die Erwachsenen. Huacachina ist ein bisserl Tourismushölle, fühlt sich an wie Sölden im Sand. Aber was soll ich sagen, manchmal ist das richtig geil. Natürlich ist das ökologisch nicht so sinnvoll aber es macht richtig Spaß und deswegen waren wir da mit dabei: Mit lauten, alten Sandbuggys über die Dünen brettern, so Achterbahn auf Sanddünen und dann auf kleinen Surfbrettern die Dünen runter rutschen. Gut für die Natur? Na sicher nicht! Lustig? Na aber sowas von lustig. Möge mich der Umweltgott strafen, aber es war ein herrliches Erlebnis.






Danach ging es nach Nazca. Nazca ist eine Kleinstadt in Peru, die durch ein UNESCO-Weltkulturerbe seit den 1990er Jahren bekannt ist: Die Nazca-Linien.
Lange vor den Inkas (etwa 15.-16.Jhdt) lebten hier die Völker der Nazcas und Paracas (etwa 800 v.Chr. bis 600 n.Chr.) und nun folgt “Geschichte einfach gemacht - powered by Robsi”:
Diese Naturvölker haben sich eine sehr trockene Gegend ausgesucht. Und sie glaubten an Götter. Und wie kommuniziert man am besten mit Göttern, die im Himmel sitzen? Mit großen Bildern, die man vom Himmel aus gut sehen kann. Daher haben sie ihre Nachrichten über Bilder in den Wüstenboden gekratzt.Das klingt für mich schlicht am logischsten, aber de facto weiß man nicht, warum diese Bilder geschaffen wurden. Egal warum, aber über eine unglaubliche Fläche von über 500km² erstrecken sich über 1.500 Bilder von geometrischen Figuren, Tieren und Pflanzen, mit bis zu 20km langen Geraden - einfach unfassbar, was da geschaffen wurde. Geschaffen durch ein Abkratzen der obersten Erdschicht in dieser Wüste. Ich habe gelesen, dass es einer der trockensten Orte der Welt ist und ein Einheimischer hat uns erzählt, dass es in Nazca vielleicht 2-3 Mal pro Jahr (!) ein paar Tropfen regnet - ansonsten gibt es hier keinen Niederschlag.
Das hat aber auch dazu geführt, dass diese “Kratzbilder” so gut erhalten blieben - für inzwischen über 2.000 Jahre! Denn es gibt wenig Niederschlag und gleichzeitig recht viel Wind, der den Staub wegbläst. Ich bin alles andere als ein großer Geschichts-Fan, aber hier bleibt mir der Mund offen: Vor über 2.000 Jahren haben hier Urvölker riesige Bilder in den Wüstenboden gekratzt (und riesig heißt hier wirklich riesig: Geraden mit 20km Länge!) und ich kann das heute noch anschauen. Die Größenverhältnisse sind so unglaublich, man muss sich das mal vorstellen, dass man diese Bilder bis Anfang des 20.Jhdts nicht kannte. Selbst den Highway hier hat man mitten durch ein Bild gebaut (die Eidechse), erst bei Flügen um 1930 über das Gebiet fielen sie erstmals auf, aber man maß dem noch keine Bedeutung zu. Erst 1994 wurden diese Linien als UNESCO Weltkulturerbe eingetragen - ein Verdienst der deutschen Forscherin Maria Reiche, die ihr Leben der Erforschung dieser Linien widmete - selbst der Flughafen von Nazca ist der “Aeropuerto Maria Reiche”.





Wir waren dennoch nicht sicher, ob wir einen Flug über die Linien machen wollen, haben uns aber zum Glück schlussendlich dafür entschieden (das ultimative Argument: “Kommen wir da nochmal her?”) und es war genial. Eine kleine kleine Cessna, 30 Minuten über die bekanntesten Bilder - es war ein unglaubliches Erlebnis. Und mir bleibt noch immer der Mund offen, was da vor über 2.000 Jahren erschaffen wurde. Viele der großen Bilder bestehen aus einer durchgehenden Linie - einfach unfassbar, wie das möglich war in dieser Umgebung.







Und zum Abschluss noch etwas zum Schmunzeln. Wir versuchen ja immer die lokalen Spezialitäten zu essen und oft ist es nicht leicht herauszufinden, was das eigentlich ist. Sprachlich kommen wir meist nicht viel weiter als “Fleisch” oder “Gemüse”, aber gerade spezielle Ausdrücke verstehen wir einfach nicht - und hier kommt man nur mehr mit Spanisch weiter. Online ist es oft auch nicht so einfach, denn meistens liest man auf deutsch “peruanische Spezialität” und genauer steht es nur auf Spanisch und das bringt uns halt auch nix. Also einfach probieren.
Und in Ica hatten wir eine tolle kleine Straße, wo am Abend die Einheimischen gegessen haben. Alles gegrillt, Holzkohle, toll gewürzt - sensationeller Geruch und wir wussten, dass wir da essen wollten. Tja, wir haben da nicht alles zu Ende gedacht muss ich gestehen…