Nach dem (eher enttäuschenden) Aufenthalt in Cali haben wir uns nachmals ins Landesinnere zu unserer letzten (echten) Station in Kolumbien aufgemacht: Das Kaffeedreieck zwischen Armenia, Salento und Pereira.
Wir haben ja von einigen Seiten schon den leichten “Vorwurf” gehört “Reist ihr denn gar nicht mehr weiter aus Kolumbien?” und es war nun wirklich ein sehr langer Aufenthalt - ähnlich lange wie Argentinien zu Beginn unserer langen Reise, etwas mehr als sechs Wochen. In Kolumbien hatte es aber etwas andere Gründe, denn einer der Hauptgründe war der Besuch unserer Freundin Eva. Die typische Reiseroute durch Kolumbien würde Bogotá - Salento - Medellín und dann in den Norden ans Meer sein, aber das ist natürlich etwas schwieriger wenn man direkt aus dem Job kommt und auch mal etwas Erholung haben möchte. Städte und eher aktive Gegenden sind ja nicht unbedingt die Erholungs-Destinationen, drum haben wir uns da auch an ihre Wünsche angepasst und Cartagena und die Karibikküste etwas vorgezogen. Aber das hat absolut gepasst, wir haben uns sehr gefreut, dass uns jemand aus unserem Freundeskreis begleitet - und das Angebot steht noch immer, wer für eine gewisse Zeit unsere Route mitreisen möchte, ist herzlich willkommen. Und man sieht, wo es irgendwie möglich ist, passen wir uns (und unsere Route) auch gerne an.
Zum zweiten, wir reisen ja eher kurzfristig geplant, aber am 22.03. müssen wir in Puerto Rico sein, da wir da auf eine Karibik-Kreuzfahrt gehen (das spielts dann doch nicht mit ganz spontan). Damit hatten wir nach unseren Fixpunkten in Kolumbien noch etwas zu viel Zeit für Kolumbien, aber gleichzeitig etwas zu wenig um schon nach Panama weiter zu reisen. Denn es bringt ja nix, wenn wir zwar ein paar Orte in Panama anschauen können, aber dann einen riesigen Aufwand treiben müssen um nach Puerto Rico zu kommen.
Daher haben wir uns entschieden, noch ein paar entspannte Tage in Kolumbien zu haben. In Summe haben wir da jetzt rückblickend wohl eine Woche zu viel verbracht und hätten schneller reisen können, aber ganz Panama hätten wir da auch nicht geschafft und besser mal ein Tag zu viel an einem Ort als dass wir unnötigen Stress bekommen.
Drum eben so, zuerst mal ein paar Tage mitten in den Kaffeebergen nahe Pereira auf einem Bauernhof.
Der Blick von unserer Terrasse auf die Landschaft und auf die Tiere
Unser Alltag bestand da wirklich nur aus kleinen Aktivitäten, hauptsächlich haben wir uns um die Hauskatze gekümmert. Und gekocht. Und die Schweine gefüttert. Und die Hunde gestreichelt. Bauernhof Urlaub halt.





Die Muss-Aktivität dort ist aber der Besuch einer Kaffeefarm. Kaffee ist wirklich omnipräsent in dieser Gegend - die mich übrigens sehr an die Südsteiermark erinnert hat. Hügelig (hier sicher steiler als die Steiermark) und was zu Hause der Wein ist, sind hier der Kaffee und Kakao.
Kolumbien liegt auf Platz 4 der weltweiten Kaffee-Anbauländer (hinter Brasilien, Vietnam und Indonesien), wobei hier zu 100% Arabica angebaut wird. Kaffee wird quer durch Kolumbien angebaut (rein als Tourist nimmt man hauptsächlich Kaffee- und Bananen-Anbauflächen wahr), was dazu führt, dass es keine "typische” Ernte-Zeit gibt, da dies je nach Region unterschiedlich ist - wirkliche Jahreszeiten gibt es hier ja sowieso nicht.
Wir haben die Anbauflächen besucht und auch die Verarbeitung gesehen. Wirklich spannend war aber das Rösten der Kaffeebohnen, weil wir gesehen haben, welche Auswirkung die Röstung hat. Das wird bei den Baristas nur ein müdes Schnaufen auslösen und ich wusste schon, dass die Röstung wichtig ist, aber welchen Unterschied es macht, das musste ich erst lernen.










Das “große” Tourismuszentrum Salento war unser zweiter Aufenthalt in dieser Region. “Groß”, weil es eigentlich nur ein kleines Dorf ist (etwas mehr als 2.000 Einwohner), aber sehr pittoresk und unglaublich touristisch. Wir haben zum Glück etwas außerhalb gewohnt, denn für uns ist Salento schon wieder grenzwertig - unbestritten sehr schön und eine gewisse Tourismusinfrastruktur ist schon fein, aber es verkommt halt schnell zu einem Disneyland, wo alles eine Spur zu künstlich wirkt.







In Salento dreht sich viel um Kaffee, es gibt ein gutes Angebot an Reit-Ausflügen und einige gute Wanderrouten, besonders im bekannten Valle de Cocora. Letzteres stand auch für uns am Programm - das ist hier wirklich ein Pflichtprogramm.
Das Valle de Cocora ist wenige Kilometer von Salento entfernt und ein beliebter Ausflugsort. Bekannt ist das Tal, das zu einem der Nationalparks Kolumbiens gehört, für seine Wachs-Palmen. Hier die tägliche Einheit Bildung: Die Quindio-Wachspalme hier ist seit 1985 der Nationalbaum Kolumbiens, ist die höchste Palmenart der Welt (bis zu 60m Höhe), kann mehrere Hundert Jahre alt werden und hat seinen Namen einerseits von der Provinz hier (Quindio) und andererseits von einer Wachsschicht, die den Stamm umgibt. Und, das haben wir von einem Guide gehört, man sollte sich diese Palmen anschauen, solange es sie noch gibt. Sie sind vom Aussterben bedroht, da sie eigentlich im dichten Dschungel heimisch sind und viele kleinere Pflanzen um sich brauchen. Besonders die Landwirtschaft unterstützt das halt nicht ganz so intensiv. Und der Tourismus auch nicht - wie man hier sieht.






Was tatsächlich mühsam ist in Kolumbien: Das Wetter. Egal auf welcher Reiseseite man schaut im Internet, da wird die Trockenzeit von Dez-Feb als optimale Reisezeit gesehen, März geht noch, ab April wird es nasser - sagt man halt so. Ich sag’s mal ganz vorsichtig: Das kann man schon auch anders erleben. Wir sind Anfang Februar (also eigentlich noch mitten in der Trockenzeit) nach Kolumbien gekommen und haben ein einfaches System kennengelernt: An der (karibischen) Küste trocken und heiß. Und wirklich überall, wo wir mehr als 50km von der Küste entfernt waren, hat es absolut und ausnahmslos jeden Tag geregnet. Und das mit so einer Zuverlässigkeit, das ist unglaublich. In Bogotá hat es jeden Tag gegen 15:00 zu regnen begonnen, in Medellín schon um 14:00 und hier kann man die Uhr danach stellen: Um 12:00 beginnt es zu regnen. Das geht dann so bis etwa 17:00, klart dann meistens wieder auf und am nächsten Tag geht das Spiel von vorne los. Na wundert mich nicht, dass da alles so schön grün ist.
Und das hat dann dazu geführt, dass wir beiden “Nicht-gerade-Morgenmenschen” heute (freiwillig und selbst gewählt) um 7:00 beim Frühstück saßen und unsere Wandertour um 08:30 begannen. Man soll die Runde in 4h schaffen können, wenn man es gemächlich angeht, dann sollen es 5h sein - ha, das Wissen um den Regen um 12:00 hat uns Beine gemacht und man kann die Runde auch in 3:30h schaffen. Etwas übertrieben, aber wir sind tatsächlich auf den letzten Metern gerade noch dem Regen entkommen - die Bilder werden als Beweismittel angeführt.
Knapp vorm Zurückkommen von der Wanderung. Etwa 10 Minuten später hat es geregnet…
Es geht aber nun wieder zurück nach Bogotá, weil man von dort ganz gut nach Puerto Rico fliegen kann. Eigentlich hätten wir da ein paar Tage Puerto Rico geplant gehabt, aber die Preise der Hotels und AirBnBs hat uns das dramatisch kürzen lassen. Und damit haben wir genug Zeit um in Bogotá nochmals Haubenküche zu verkosten - im “El Chato”, auf Platz 25 der weltbesten Restaurants - somit sogar besser platziert als das exzellente Boragó in Santiago de Chile, wo wir vor einigen Wochen zu Gast waren. Und hier kann ich die Entscheidung super verkaufen: Das 15-Gang-Menü mit Weinbegleitung kostet in Bogotá etwa das, was eine Nacht in einem einfachen Strandhotel in San Juan/Puerto Rico kostet. Also lieber zwei Nächte weniger auf Puerto Rico und stattdessen ein kulinarischer Abend für uns beide in Kolumbien.