Als letzte der drei großen, bekannten Städte Kolumbiens stand bei uns Cali am Programm. Cali ist eine Stadt im Südwesten Kolumbiens und war die Verbindung zur Hafenstadt Buenaventura am Pazifik. Cali hat rund 2.5 Millionen Einwohner. Abgesehen von der schwierigen Vergangenheit (“Cali Kartell”) ist Cali für seine Biodiversität bekannt (hier gibt es hunderte verschiedene Vögel) und war letztes Jahr auch Gastgeber für die UN Biodiversitätskonferenz (COP 24).
Cali steht meistens auf dem Reiseplan der begeisterten Salsatänzer:innen, gilt doch Cali als Hauptstadt des Salsa. Ansonsten wird Cali von vielen Kolumbien-Touristen ausgelassen und ich muss leider sagen: Kann ich verstehen. Cali gilt als die gefährlichste Stadt Kolumbiens (ich habe keine aktuelleren Zahlen gefunden, aber 2019 gab es hier über 1.200 Morde) und ich kann das nachvollziehen - weder in Medellin noch in Bogotá gab es so viele Obdachlose und “abgerissene” Personen auf den Straßen, man wird ständig angeschnorrt und ich hab mich erstmals auf unserer Reise bei einem eigenständigen Stadtspaziergang nicht ganz so sicher gefühlt. Und ich war da noch nicht in irgendwelchen Vorstädten, sondern mehr oder weniger maximal 10 Blöcke vom Stadtzentrum entfernt und plötzlich waren da sowas wie Matratzenlager von Obdachlosen und als Gringo wirst du sowieso immer etwas intensiver angeschaut, aber da fiel ich ziemlich auf - hab nur geschaut schnell weg zu kommen. Keine akute Gefahrensituation, aber in so eine Gegend bin ich bisher nicht hineingeraten.




Cali ist ein extremes Beispiel für die Gegensätze der Stadtviertel. Wir wohnen in einem Grätzl namens Granada, das auch in einer amerikanischen Stadt sein könnte. Eher hochpreisige Geschäfte, viele Restaurants, ein Einkaufszentrum. Daneben ist El Peñon, das Wohnviertel der Reichen an das gleich San Antonio anschließt, das als das Ausgehviertel der Stadt gilt. Feine Italiener, Craft Bier, Cafés - alles sein fein.
Und dort waren wir heute unterwegs und sind dann zu Fuß zu einem Park namens Parque del perro (“Hundepark”) im Viertel San Fernando gegangen. Ist auch ein recht hippes Eck mit vielen Lokalen und bekannt, weil in einem Park zahlreiche Hundestatuen aufgestellt wurden. Ich weiß nicht warum das so entstanden ist, aber es war den Spaziergang wert.







Über den Markt “Galeria Alameda” sind wir dann zurück in die Innenstadt. Wie gesagt, das ist alles in Gehweite. Ausnahmsweise haben wir in Cali mal keine Foodtour gemacht, denn wir kennen die meisten lokalen Spezialitäten schon. Nach nun einem Monat in Kolumbien sag ich ehrlich: Hörts mir mit den Bananen auf. Ich fühl mich inzwischen wie im Film “Banana Joe” mit Bud Spencer - ständig gibt es hier Bananen. Entweder die süßen Varianten als Chips, die weniger Süßen als frittierte Beilage (“Patacones”) oder die Grünen zermatscht als “Cayeye” - aber es sind immer Bananen dabei. Die sind ja nicht schlecht, ich mag Bananen, aber so ein ehrlicher Erdapfel hat schon auch was. Am Markt hatten wir übrigens wieder einen Tagesteller (Menú del dia), denn die sind einerseits spottbillig und andererseits von der Qualität her sehr gut, weil der Umschlag da auch passt. Ich hatte heute sowas wie ein Wiener Schnitzel - herrlich. Mit Reis, Bohnen und… genau, Bananenchips - wie gesagt: ÜBERALL Banane.
Und ok, ganz ohne “Essen probieren” ging es dann doch nicht. Zentral in der Landwirtschaft rund um Cali ist das Zuckerrohr und es gibt da einen herrlichen Zuckerrohrsaft mit Limette - genannt Guarapo und so kleine Gebäckstücke, gefüllt mit Guavenmarmelade - saugut.



Die Innenstadt in Cali ist durchaus nett, am lustigsten ist aber, dass hier nicht Simon Bolivar der große Held ist, sondern Joaquín de Caycedo. Jener stammt nämlich aus Cali und wollte nach der Unabhängigkeit Kolumbiens Cali zur Hauptstadt machen während Bolivar Bogota als Hauptstadt sehen wollte. Wir wissen heute wer sich durchgesetzt hat, aber hier in Cali ist der zentrale Platz der Stadt der “Plaza de Cayzedo” und der “Parque Simón Bolivar” ist etwas weiter vom Zentrum weg. Strafe muss sein.





Es ist aber nicht so, dass man nicht auch hier versuchen würde, die Stadt zu modernisieren. Wo vor 20 Jahren noch der Autoverkehr alles dominierte, wurden die KFZ unter die Erde verbannt und eine wirklich schöne, grüne Umgebung um den Rio Cali herum gebildet mit vielen Lokalen und breiten Spazierwegen. Auffallend sind hier die Katzen: El Gato del Rio. Entlang des Flusses finden sich zahlreiche Katzenskulpturen, die von verschiedenen Künstlern gestaltet wurden. Ausgleichende Gerechtigkeit zum Parque del perro könnte man sagen.







Der Salsa ist hier omnipräsent, aber nachdem wir nicht solche Tänzer sind, freuen wir uns auf unsere nächste Station, die uns ins Kaffee-Dreieck zwischen Armenia, Salento und Pereira führen wird. Bus, dann Mietauto, Übernachtung auf einem Bauernhof - wir sind gespannt.