Perus bekannteste Sehenswürdigkeit stand im nächsten Reiseabschnitt auf unserem Plan: Machu Picchu. Diese Ruinen stammen aus der Inka-Zeit, sind gut erhalten und aufgrund der Lage in den peruanischen Anden atemberaubend.
Die nächstgelegene Stadt ist Cusco – das war auch unsere Basis für die nächsten Tage.
Und da war die Busfahrt wieder einmal “spektakulär” – am Busbahnhof in Puno angekommen, sagte uns die Mitarbeiterin der Buslinie, nachdem wir sie hinter ihrem Schalter aufgeweckt hatten, dass es unseren online gebuchten Bus nicht gibt. Das ist besonders in Peru auffallend: Man hat das Gefühl, dass Personen rund um die Uhr arbeiten. Aber halt extrem unproduktiv, hier schläft jemand, da liegt jemand auf seinem Schalter. Da finde ich unseren europäischen Zugang schon sinnvoller: Weniger Stunden, aber in denen musst du halt schon geistig da sein.
Hier war es dann so: Da fährt heute kein Bus um diese Uhrzeit, der letzte ist vor einer Stunde abgefahren, der nächste fährt erst in neun Stunden in der kommenden Nacht. Und da muss ich wirklich mal anmerken, wie gut Steffi spanisch spricht. Ich verstehe zwar das meiste (bzw. reime mir dann auch viel zusammen, aber wenn man auf jemand so Unwilligen trifft, bin ich verloren). Aber gut, da war nichts zu machen, es gab den Bus einfach nicht.
Also auf zu einem anderen Schalter, natürlich keine Recherche oder sonst was, einfach den nächst besten Bus erwischen - es lag ja doch eine gewisse Strecke vor uns und das nächste Quartier war natürlich gebucht.
Hat dann auch geklappt, der Bus war sogar billiger und die 400km waren in sagenhaften 9 Stunden geschafft. Wie man einen Bus so dreckig bekommt, ist aber wohl eine eigene Wissenschaft und über das Plumpsklo breiten wir lieber den Mantel des Schweigens. Wir sind da aber tatsächlich nicht so anspruchsvoll, die Sitze waren ok, es gab sogar USB-Stecker um die Handys zu laden und wir legen das dann halt unter “Erlebnis” ab. Unzählige Male haben wir auf freier Strecke jemanden aus- oder zusteigen lassen, dann marschieren wieder irgendwelche Verkäufer mitten auf der Strecke durch den Bus. Wirklich nervig sind aber eigentlich nur die Straßenverhältnisse, denn bisher in jedem von uns auf unserer langen Reise bereisten Land haben die Zuständigen „Temposchwellen“, also diese kleinen, künstlichen Hindernisse quer über die Straße als das Allheilmittel auserkoren. Die gibt es überall: Am Anfang eines Ortes, am Ende eines Ortes, mitten in einem Ort, mitten auf der Landstraße. Das folgt hier einer eigenen Wissenschaft, denn vor diesen – meist recht „schroffen“ - Hindernissen, wird abrupt abgebremst, selbst wenn man sie langsam überquert, hüpft man aus seinem Sitz. Und wenn der Fahrer eine Schwelle übersieht, dann wird es erst recht lustig.
Bei 9h kommen da einige Schwellen zusammen und zum Ende hin hat das an meiner Geduld extrem gezehrt. Denn auch wenn die Sitze bequem sind, gegen diese Hüpfer kann man nichts machen – und sie sind gefühlt einfach überall.
Cusco an sich ist aber eine sagenhaft schöne Stadt, seit 1983 ein UNESCO-Welterbe. Gegründet im 11.Jhdt, heute etwas mehr als 100.000 Einwohner, im Großraum rund eine halbe Million, viele kleine, enge Gassen, die an europäische Städte erinnern, gelegen auf 3.416m - was für uns ja schon entspannt war, da wir von La Paz (max. 4.100m) und zuletzt Puno (3.800m) kamen. Es war es die Hauptstadt der Inkas, bevor die Spanier in diese Stadt kamen und die Inkas ausrotteten. Und auch ein Erdbeben-Gebiet. Darum auch die verschiedenen Einflüsse in dieser Stadt, die Häuser mit ihren kleinen Balkonen erinnern sehr an Spanien.
Da ist die Geschichte wirklich einfach: Den Spaniern ging es um das Gold und die Inkas waren im Weg. Da gab es kein Miteinander wie in Bolivien, sondern eine Kultur wurde ausgerottet. Und teils auch auf abscheuliche Weise: Den letzten Inka-König ließen die Spanier am Plaza de Armas vor Publikum enthaupten - nachdem sie ihm angeboten hatten, ihn freizulassen, wenn er ihnen all das Gold der Inka überlässt. Was er auch tat, was aber an seinem Schicksal nichts änderte. Für mich ist ja extrem faszinierend, wie es die Spanier schaffen konnten, alle diese Schätze in ihren Besitz zu bekommen und dennoch heute als Land dort zu stehen, wo sie eben stehen. Aber Cusco gibt da schon ein paar Anhaltspunkte: Am zentralen „Plaza de Armas“ (was sonst?) stehen ganze vier (!) katholische Kirchen.





Die Kombination aus den Bauwerken aus der Inka-Zeit mit den nachfolgenden kolonialen Einflüssen machen Cusco aber sehr sehenswert. Und die Inka sind bekannt für ihre Baukunst, wo man in vielen Aspekten heute noch nicht weiß, wie sie es eigentlich gemacht haben. Die Steine hatten keinen Mörtel oder andere Zwischenmassen als Verbindung, sondern wurden einfach nur aufeinandergesetzt. Und da mit teils spektakulären Verbindungen und Mustern, wo man sich nur fragt, wie sie das geschafft hatten. Wände meist ein wenig geneigt, teils absichtliche Spalten – ein notwendiger Schutz vor Erdbeben. Vieles ist heute noch zu sehen, vieles wurde aber auch von den Spaniern zerstört. Und dort wo die Spanier gebaut haben, gibt es heute noch das – wie ich finde – recht lustige Wortspiel: Bei den Steinmauern kann man zwischen „Inka“ und „Inka-paces“ (die Unfähigen) unterscheiden.




Wir haben es uns in den Tagen in Cusco gut gehen lassen und auch wieder der Kulinarik gefrönt. Mittags am Markt in den einfachen Küchen der Einheimischen und Abends einmal im Lokal „Chicha“ vom bekannten peruanischen Koch, Gastón Acurio. Das Degustationsmenü mit peruanischer Weinbegleitung war ein tolles Erlebnis, auch wenn man in vielen Aspekten gemerkt hat, dass es schon noch ein wenig braucht um eine Haubenküche zu sein. Aber die fremden Geschmäcker waren faszinierend, Forellen-Ceviche samt mehrerer Arten Mais, Meerschweinchen (hier eine Spezialität), Quinoa-Rahm als Hauptspeise und ein spektakuläres Schoko-Dessert – nachfolgend einige „Steffi isst!“-Bilder.
(Die lokale Tierwelt hamma auch kulinarisch schon ziemlich durch: Alpaka, Lama, Vicuña, Guanako, Meerschweinchen…)






Und zum Abschluss noch ein paar bunt gemischte Eindrücke aus der Stadt. Wir haben uns in Cusco sehr wohl gefühlt, es ist eine sehr ruhige, kompakte Stadt. Viele wunderbare Ecken und Gassen - zwar sicherlich extrem touristisch, aber nachdem wir in der Nebensaison hier waren, war eher das Problem, dass sich die vielen Straßenhändler auf die wenigen Touristen gestürzt haben. Aber dennoch, wir sprechen eine klare Empfehlung für dieses kleine Juwel aus.






